Behördenkrach

Während der Schwangerschaft, also in absoluter Vorfreude auf den neuen Erdenbürger, macht man sich kaum Gedanken welchen behördlichen Aufwand so ein kleiner Mensch machen kann. Dass die Kleinen auf vollste Unterstützung der Eltern angewiesen sind macht man sich natürlich bewusst und sorgt vor: Man kauft Kleidung, sorgt für ausreichend Essen, damit vor allem die Mutter das Haus in den ersten Tagen nicht verlassen muss usw.

Die Behördengänge stehen, zumindest bei mir, weiter unten auf der to do Liste.

Doch zum Glück ist meine Liebste ein klein wenig paranoid was Anträge und bürgerliche Pflichten betrifft und so hatten wir wenigstens schon einmal die wichtigsten Anträge und Formulare nach dem ersten positiven Schwangerschaftstest im Haus. Somit konnten wir uns gemütlich neun Monate Zeit lassen diese korrekt auszufüllen. Ganz ehrlich, die Zeit braucht man auch! Ja auch wir haben schon Wirtschaftsjuristen auf irgendeinem Amt dieser Welt neben uns verzweifeln sehen. Doch mit dem Ausfüllen ist es ja leider nicht genug: Nein, man muss sich ja noch vor einer Dame/ einem Herrn mit dem Ausgefülltem lächerlich machen.

Meine Lieblingszitate vom Amt:

“Wie ich Ihnen bereits erklärt habe….” (Als ob die Dame das wirklich getan hätte…)

” Das geht doch eindeutig aus Formular 65/3 hervor”

“Wir sind hier doch auch nur an die Paragrafen gebunden”

Gestern sitze ich also in einem Wartebereich, total aufgeregt, weil gleich etwas für mich sehr schönes passieren soll. Ich werde durch den verlängerten Arm des Staates schulterklopfend beglückwünscht ein Jahr Vollzeitvater zu sein.

Auf zur ersten Hürde: Die Elterngeldstelle sortiert ihre Antragsteller nicht nach Nachnamen bzw. Buchstaben, sondern nach Geburtstagen. Damit wächst die Chance, dass genau dann wenn man seinen Antrag stellt, mehrere Leute den Antrag stellen, deren Kinder auch genau in dem Zeitraum geboren sind. Wir sitzen also vor einem Zimmer und warten. Da das Warten bei der Elterngeldstelle mit Vertrauen verbunden ist gibt es keine Wartenummer, sondern man merkt sich, wer vor einem da war, oder auch nicht. Wir haben Glück und sind die Ersten. Naja eigentlich kein Glück, wir hatten uns bei den Öffnungszeiten verlesen und waren eine Stunde zu früh da. Wer lesen kann ist klar im Vorteil, aber wir halt jetzt die Ersten.

Nachdem unsere Sachbearbeiterin zehn Minuten nach Sprechstundenbeginn immer noch nicht begonnen hatte, war ich so unverschämt und klopfte vorsichtig an ihrer Tür, um zu erfahren, dass sie gleich beginnen wolle. Die Begrüßung war daher auch etwas unterkühlt. Dann werden unsere Papiere durchblättert und wir werden weniger freundlich darauf aufmerksam gemacht, was wir alles vergessen haben. Natürlich wurde uns auch ganz genau erklärt wofür das Nachzureichende wichtig ist und auf welchem Merkzettel das steht.

Also wurde es nichts mit meinem offiziellen Start in das Projekt “Vater in Elternzeit”. Gescheitert an der ersten Hürde!

Eine Woche oder sieben Tage

Nun ist nach einer Woche das Leben langsam wieder in etwas geregelteren Bahnen. Wenn mich einer fragt, wie die erste Zeit mit zwei Kindern war, muss ich lange überlegen, wie oft ich meinen Jüngsten bisher auf dem Arm hatte. Gefühlt viel zu wenig. Das liegt nicht nur an Besuchern, die gerne den neuen Erdenbürger begutachten möchten (denn dies hält sich beim Zweiten erstaunlicherweise in Grenzen), sondern auch am Großen, der zur Zeit unsere “Aufmerksamkeitssuchmaschine” ist. Wenn ich nicht sofort reagiere wird meine Hand genommen und ich werde in Richtung Kinderzimmer geschleift.

Meine Liebste hält sich dieses Monster erfolgreich mit zu stillendem Kind vom Hals. Genau hier frage ich mich, wie das Alleinerziehende ohne Ganztagsbetreuung irgendwo in Deutschland bewerkstelligen? Denn soviel man über Berlin schimpft, versucht mal im Westen Niedersachsens einen Ganztagskindergartenplatz für ein zweijähriges Kind zu bekommen…

Also spiele ich mir mit Matchbox-Autos die Finger und Knie wund. Was tut man nicht alles für die lieben Kleinen?!
Meine Strategie: Einfach machen, nicht darüber nachdenken.

Und wenn er es dann doch mal schafft mich auf die Palme zu bringen habe ich zwei Lösungsansätze:
1. Darüber nachdenken, ob er gerade wirklich ungezogen ist, oder ob er einfach nicht so funktioniert, wie ich das gerade gerne hätte (dies ist meiner Meinung nach in ca. 90% der Fälle der Aufreger. Ich erwarte Dinge, die einfach für einen Zweieinhalbjährigen zuviel sind)
2. Sollte doch einer der restlichen 10% eintreten (und ich rot vor Zorn werden), hilft ein langer, tiefer Blick in die Augen dieses Himmelsgeschenks und ich verzeihe nahezu alles.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Es geht los: Mehr als 12 Monate bin ich nun Vollzeitpapa!

Die Geburt meines zweiten Sohnes ging noch schneller als die unseres Großen. So schnell, dass die zweite Hebamme eigentlich nur zum Abnabeln da war.
So und nun stehe ich da mit meiner neuen Aufgabe auf dem Arm. Und es fühlt sich so gut und richtig an.
Natürlich weiß ich, wie mir auch ein Finazbeamter neulich bestätigte, dass Mütter die besseren Mütter sind, aber bei den Seepferdchen klappt es anders herum ja auch.
Die Elternzeit ist meine staatlich geförderte Chance auf eine gefestigte Bindung zu meinen Kindern!.
Meist behalten sich Mütter das Recht vor, die Kinder durch diese sensible Zeit zu bringen. Auch unser Großer hatte dieses Privilleg. Keine Frage, dass Mütter evolutionsbedingt schon den besseren Draht zu ihren Kindern haben, denn wenn man es genau betrachtet hatten sie ja auch neun Monate vor dem Vater die Gelegenheit eine Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen. Auch wenn man als Vater noch so oft auf den Bauch einredet, mehr als eventuelles besseres Erkennen, bewirkt es wohl nicht.
Doch nun möchte ich es beweisen, auch dem Finanzbeamten, dass Väter, unter gewissen Umständen, zeitweise auch eine ganz passable Mutter abgeben können.