Tragling

Schon seit mehreren Tagen stellt sich heraus, dass der Kleine, genau wie sein großer Bruder, auch ein Tragling ist. Das bedeutet, dass er bei Bewegung tief und fest schläft, vorausgesetzt es ist Tag, denn in der Nacht ist wieder alles anders. Tagsüber kann quasi alles passieren, Zoobesuch, landende Flugzeuge beobachten und ein Einkauf im Supermarkt. Stört ihn alles nicht, er schläft friedlich wie ein Murmeltier zur Winterzeit. Doch wenn man jetzt den großen Fehler macht und dieses süße Geschöpf einfach aus seinem Kinderwagen oder Ähnlichem heraus nimmt und ihn in der Wohnung auf eine wunderschöne Krabbeldecke legt, kann man genau bis 35 zählen und dann in zwei erwartungsvolle Augen blicken. Das ist zwar furchtbar süß, aber wie soll man dann den Haushalt machen? Der Kleine möchte entweder 20 – 30 min bespielt und dann getragen werden, oder sofort auf den Arm und glotzen.

Nun ist ja bekannt, dass Männer als starkes Geschlecht gelten, aber nicht so multitasking talentiert sind wie Frauen. Genauer bedeutet das, ich kann den Kleinen tragen bis zum Abend, aber ich bekomme sonst nichts hin.
Von Vorteil ist, den Kleinen beim Joggen ordentlich durchzuschütteln und dann samt Kinderwagentasche in die Wohnung zu stellen. Dann wacht er nicht sofort auf und ich kann in aller Ruhe Einiges erledigen. Auch hat sich der Kauf eines Tragetuchs enorm ausbezahlt. Wenn sich also der Kleine nicht ganz sicher ist, ob er nun schlafen möchte oder nicht, schnalle ich ihn einfach vor den Bauch. Dabei habe ich zwei Hände frei und kann, solange ich in Bewegung bleibe immerhin aufräumen und staubsaugen. Bleibe ich an einer Stelle zu lange stehen, kann es vorkommen, dass der kleine Herr seinen Unmut äußert, und ich mich schleunigst wieder in Bewegung setze.
Sollte der Fall eintreten, dass der Kleine überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommt, gibt es kein anderes Mittel, als mit ihm spazieren zu gehen. So kann man die Gegend in der man wohnt nochmal genau auf Kinderwagenfreundlichkeit überprüfen. Über so etwas macht man sich auch erst Gedanken, wenn man Kinderwägen schiebt. Und ja, es gibt wirklich Barrieren, die nicht so einfach überwunden werden können.

Irgendwann schafft es der Kleine und schläft wieder, doch wiegt er einen auch manchmal in falscher Sicherheit, denn kaum ist man an der Haustür angekommen (und stoppt kurz) gehen die Augen auf.

Ein guter Freund hat einmal gesagt: „Im ersten Jahr kann man seine Eltern gar nicht verwöhnen.“ Dies war eine Anspielung auf die allgemein bekannte Aussage, dass man sein Kind im ersten Jahr nicht genug verwöhnen kann. Recht hat er.

1 Kommentar

  1. Lehrreicher Blogpost. Interessant, wenn man das Thema auch mal aus einem anderen Blickwinkel beschrieben lesen kann.

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